CBC Anklam

Nachhaltige und innovative Entwicklung im Einklang mit Klima und Umwelt

CBC Anklam kann nicht nur auf einen lange, traditionsreiche Geschichte zurückblicken, sondern auch auf eine beeindruckende Entwicklung hinsichtlich der Produktionsmengen. Derzeit werden etwa 1,8 Mio. Tonnen Rüben von ca. 340 Landwirtschaftsbetrieben geliefert, die dann in der Rübenkampagne und der im Frühjahr stattfindenden Dicksaftkampagne zu 150.000 Tonnen Weißzucker verarbeitet werden. Die mittlere Tagesverarbeitung liegt momentan bei 13.500 Tonnen Rüben. Bei der Verarbeitung der Rüben entsteht nicht nur Weißzucker, sondern auch Bioethanol, Biomethan, Futtermittel usw. Insbesondere Bioethanol und Biomethan stellen in Deutschland eine nachhaltige Alternative zu fossilen Kraftstoffen dar.

 

Die Anklamer Zuckerfabrik versucht, ihre Kapazitäten auszuweiten. Ziel ist die Wettbewerbsfähigkeit nach Wegfall der Zuckermarktordnung, welche eine Begrenzung der Vermarktung von Nahrungszucker inner- und außerhalb der EU vorsieht, zu erhalten. Deshalb wird zukünftig eine zu verarbeitende Rübenmenge von 1,9 Mio. Tonnen angestrebt, die dann in einer 130 Tage langen Kampagne verarbeitet werden sollen. Die mittlere Tagesverarbeitung liegt dann bei 15.750 Tonnen Rüben, so dass aus beiden Kampagnen (Rübenverarbeitungs- und Dicksaftkampagne) dann 204.000 Tonnen Weißzucker entstehen.

Obwohl die Anklamer Fabrik ein Produktionsunternehmen mit vielen Anlagen und automatisierten Abläufen ist, wäre die Zuckerproduktion ohne engagierte Mitarbeiter nicht möglich – neben 200 ganzjährig Beschäftigten sind momentan 30 Kampagnenkräfte und 25 Auszubildende am Standort tätig.

In der Firmenpolitik und den Handlungsgrundsätzen der Anklamer Zuckerfabrik sind die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Innovation sowie die Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette unter Berücksichtigung unserer Unternehmenskultur verankert. Um den Standort nachhaltig zu entwickeln, haben wir langfristige Ziele im Hinblick auf den effizienten Einsatz von Energie und den Umweltschutz festgelegt.

Zuckerverarbeitung in Anklam - vom Industriezeitalter in die Moderne 

Der Beginn als "Aktiengesellschaft Pommersche Zuckerfabrik Anklam"

Die Grundsteinlegung der "Aktiengesellschaft Pommersche Zuckerfabrik Anklam" fand am 04. April 1883 statt und bereits Anfang November desselben Jahres startete die erste Rübenverarbeitungskampagne, welche bis Anfang Januar andauerte und in der 10.157 t Rüben zu 950 t Rohzucker verarbeitet wurden. Entsprechend den geringen Verarbeitungsmengen,war auch der Personalbestand mit 120 Stammarbeitskräften und 180 Saisonmitarbeitern noch übersichtlich.               

Verwaltungsgebäude Pommersche Zuckerfabrik Anklam

In den Folgejahren wurde der Rübenanbau lukrativ, so dass er sich stark ausweitete. Infolgedessen begann 1887 der Ausbau der Fabrik. Mitte der 90er Jahre waren die Kapazitäten ausgereizt und ein weiterer Umbau war nicht möglich. Um Konkurrenzunternehmen in der Gegend zu verhindern, wurde 1897 eine zweite Zuckerfabrik auf dem Fabrikgelände gebaut. Die Ausweitung hatte auch personelle Konsequenzen - die Zahl der Stammmitarbeiter stieg auf 150 und die Kampagnenkräfte zählten zu der Zeit 600. Das Unternehmen hatte bereits damals eine große wirtschaftliche Bedeutung: Infolge der Mehranzahl an Arbeitsplätzen nahm – aufgrund des höheren Einkommens der Menschen – der Handel zu, der Kreis und der Staat hatten höhere Einnahmen und das Transportwesen stieg an. Schon im 19. Jahrhundert spielte der Umweltschutz eine Rolle. Spürbar war dies in der Auflage an die Aktiengesellschaft, Veränderungen im Reinigungsverfahren der Abwässer einzuführen. 

Erweiterung und Krisenjahre

Die Entwicklung der Fabrik nahm unentwegt ihren Lauf, so dass sie bereits in den Jahren 1914/1915  zu den größten Deutschlands zählte. Zu Beginn des ersten Weltkriegs kam es jedoch zu einer wirtschaftlichen Wende, da der Export gänzlich wegfiel. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Landwirte: Durch die Kontingentierung der Zuckerindustrie, bei der die Zuckerproduktion und der Rübenanbau eingeschränkt wurden, und das starke Sinken des Zuckerpreises, kam es 1918 zum ersten Mal zur Außerbetriebnahme der ‚alten Fabrik‘, da nicht ausreichend Rüben vorhanden waren. 1926 folgte die endgültige Schließung, wohingegen die ‚neue Fabrik‘ weiter modernisiert wurde. 

Die Zuckerfabrik um 1900

Ab 1934 stieg der Inlandzuckerverbrauch durch eine von den Nationalsozialisten erlassene Maßnahme stetig an. Dieser Aufschwung führte zu einer abermaligen Erweiterung der Fabrik. Außerdem entstand eine Anlage zur Produktion getrockneten Zellmehls, die ab 1942 ihren Dauerbetrieb aufnahm. Das Zellulosemehl, ein Ausgangsprodukt zur Sprengstoffherstellung, wurde in der sogenannten „Giftküche“ produziert. Diese kriegswichtige Produktion von Mitteln für die Sprengstoffherstellung wurde selbstverständlich streng geheim gehalten. Zu dieser Zeit wurde vielen Menschen großes Leid angetan – auch das Personal der Zuckerfabrik war davon nicht befreit. So mussten polnische Gefangene Zwangsarbeit in der Fabrik verrichten, Angestellte wurden verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Ein bekanntes Beispiel ist Ernst Pieritz. 

Kriegszerstörungen und Wiederaufbau

Aber nicht nur die Menschen gerieten in Mitleidenschaft. Am 09. Oktober 1943 kam es infolge eines Luftangriffs der Alliierten zu einem großen Schaden an der Fabrik - glücklicherweise waren hauptsächlich die Gebäude betroffen. Maschinelle Schäden und Menschenverluste blieben aus, so dass nach vierwöchigen Aufräumarbeiten die Rübenkampagne beginnen konnte.  Am 04. August 1944 folgte ein erneuter, verheerender Bombenangriff, der die Stadt zu 70 % und die Fabrik fast vollständig zerstörte. Aber auch diesmal wurde die Anklamer Zuckerfabrik nicht aufgegeben. Gleich nach Kriegsende begannen – auf sowjetische Anordnung hin – die Aufräumarbeiten, bei denen Ende 1945 bereits über 500 Menschen beteiligt waren. 

Trocknung 1948

Die Nachkriegszeit als VEB Zuckerfabrik Anklam 

Im November 1946 startete die erste Nachkriegskampagne, bei der 33.433 t Rüben verarbeitet wurden. Da im Gebiet der damaligen sowjetischen Besatzungszone keine Raffinerie mehr existierte, wurde die Umstellung der Produktion von Rohzucker auf Weißzucker am Standort Anklam befohlen. Im Herbst 1948 nahm die Fabrik dann die volle Produktion von Weißzucker auf, wobei die Anlagen noch behelfsmäßig waren. Die sowjetische Besetzung hatte aber noch weitere Folgen, wie die Umgestaltung der Eigentumsverhältnisse in Form von Enteignungen. So kam es, dass die Zuckerfabrik im Juli 1948 zum volkseigenen Betrieb wurde. Die Zeit der sozialistischen Planwirtschaft hatte begonnen und damit verbunden ein Zweijahresplan, der Kapazitätssteigerungen in der Rübenverarbeitung vorsah. Wurden 1948 noch 849 t Rüben pro Tag verarbeitet, waren es 1949 schon 1.285 t und im darauffolgenden Jahr 1.616 t Tagesverarbeitung.  Die Anlieferung der Rüben erfolgte – im Gegensatz zu heute – über  verschiedene Wege: per Voll- und Kleinbahn, mit dem LKW und Fuhrwerk sowie auf dem Wasserweg. 

In den 1950er Jahren stieg der Leistungswille der Mitarbeiter enorm. Ursächlich war das immer weiter ausgebaute Akkordsystem, welches auf zusätzliche Leistungssteigerungen abzielte. Zu dieser Zeit waren neben den bisherigen Arbeitern über 200 Frauen und 50 Azubis in der Fabrik beschäftigt. Aber auch auf sozialer Ebene tat sich viel. Es wurden Bestimmungen in Sachen Arbeitsschutz für Jugendliche eingeführt, ein Betriebsarzt eingestellt sowie Sozialgebäude, Werkküche, Betriebskindergarten, Werkwohnungen und ein Lehrlingswohnheim gebaut.

VEB Zuckerkombinat Fritz Reuter in Anklam 1983

Die 60er Jahre waren wiederum von großen Umbauarbeiten geprägt, wobei die Kampagnen parallel nebenher liefen. Neben dem Rohstoff Zuckerrüben, wurde auch kubanischer Rohrzucker verarbeitet. Obwohl dieser Produktionszweig die Effektivität stark belastete, hielt man bis 1972 an einer jährlichen Verarbeitung von ca. 20.000 t bis 30.000 t Kubazucker fest. 

Im Jahr 1965 erfolgte die Gründung des Zuckerkombinats, dem die Zuckerfabriken Prenzlau, Stavenhagen, Demmin, Friedland, Jarmen und Anklam angehörten und aus dem der gemeinsame Name ‚Fritz Reuter‘ resultierte. Ziel dieses Kombinats war die Erhöhung der Verarbeitungsleistung aller Fabriken, indem neue Erkenntnisse des wissenschaftlich-technischen Fortschritts angwendet werden sollten. Ein Jahr später richtete die Anklamer Zuckerfabrik einen Beratungsdienst – die spätere Agronomieabteilung – ein, dessen Aufgabe die direkte wissenschaftliche Anleitung im Zuckerrübenanbau für die Landwirtschaft war. 

 

Von der Wendezeit zur modernen, nachhaltigen Zuckerfabrik

Die Wendezeit, die den Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft mit sich brachte, bedeutete noch einmal Bangen für das Fortbestehen der Fabrik. Erst mit der Übernahme der – bis dato von der Treuhandanstalt verwalteten – Zuckerfabrik durch das dänische Unternehmen Danisco A/S konnte aufgeatmet werden. Neben Anklam wurden auch die Fabriken in Barth, Demmin, Friedland, Jarmen, Prenzlau, Stralsund und Tessin übernommen. Ein wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen konnte jedoch nur durch wesentliche Steigerung der Verarbeitungsleistung, Modernisierung des Betriebes und Stilllegung der übrigen Fabriken realisiert werden. Als größtes und ausbaufähigstes der aufgekauften Werke wurde dafür Anklam ausgewählt und von 1992 bis 1994 – unter strikter Beachtung der damals geltenden Gesetzte zum Umweltschutz – zu einer der modernsten Zuckerfabriken Europas ausgebaut. Dabei wandte sich das Projektierungsunternehmen Daniscos, NIRO, bei den Ausschreibungen für die Umbauarbeiten vorrangig an Unternehmen in Anklams Umgebung. Durch die damit verbundene Modernisierung sanken die Beschäftigungszahlen in den Folgejahren rapide: Waren 1989 noch 600 Arbeitsplätze vergeben, reduzierte sich diese Zahl bis 2002 auf 148 Stammarbeitskräfte und 25 Kampagnenarbeiter. 

Das Jahr 2008 war bedeutend für die Anklamer Zuckerfabrik. Denn in diesem Jahr kam ein zweites Standbein mit der Bioethanolanlage und somit der Erzeugung erneuerbarer Energie hinzu. 

Zuckerrübenanlieferung während einer heutigen Kampagne


Seit März 2009 gehört die Anklamer Fabrik zum Konzern Royal Cosun UA, der unter dem Namen Cosun Beet Company zwei weitere rübenverarbeitende Werke in den Niederlanden betreibt. 

Die Biogasanlage, in der aus Reststoffen hochwertiges Biomethan erzeugt wird, ist seit 2013 in Betrieb und ein weiteres Standbein des Ankamer Standortes.

Seit dem 02. Juli 2020 firmiert die Anklamer Fabrik unter folgendem Namen: Cosun Beet Company GmbH & Co. KG. 

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